„… das sei so, als wolle man ein Feuer blind löschen.“ Metaphern-Hochkonjunktur in politischen Diskussion.

sagte Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut gestern bei Anne Will – und wollte damit auf die Gefahr hinweisen, mehr als 5000 neue Covid 19 Infektionen am Tag in Kauf zu nehmen. Diese seien dann nämlich nicht mehr nachverfolgbar und wir hätten eine unkontrollierte Ausbreitung. Sie benutzt also das Bild ‚Feuer und Brand‘ – um auf die hohe Gefahr hinzuweisen.

Marcus Söder bleibt der Wahl seiner Bilder gerne im Bedeutungsraum von Krankheit und Medizin. Der Lockdown ist bei ihm eine „bittere Pille“. Handeln will er „lieber gleich und richtig als spät und halbherzig. Und lieber mit einer wirksamen Therapie als mit reinen Placebos.“

Jens Spahn spricht von einer „Jahrhundertsituation“, einer „Herkulesaufgabe“, die eine „nationale Kraftanstrengung“ erfordere – und nähert sich damit der Blut, Schweiß- und Tränenrede  Churchills 1940, mit der er das Parlament und damit das ganze Land im Kampf gegen den äußeren Feind hinter sich versammeln wollte. Entwickelt man Spahns Bild weiter, stehen wir im Krieg.

Da ist Armin Laschet mit seiner „Corona-Bremse“ (und den Bildraum Straßenverkehr) eher noch zurückhaltend.

Krieg, Krankheit, Feuer – und an das Bild der Überschwemmung und dem „Wellenbrecher-Lockdown“ haben wir uns schon gewöhnt.
Rein sprachlich betrachtet sind all diese Bilder ein Mittel, um die Komplexität der Situation zu reduzieren, starke Gefühle hervorzurufen (hier: Angst) – und die Zuhörer ins Handeln (und das bedeutet hier auch: ins Akzeptieren des Lockdowns) zu bringen.

Wenn der Gebrauch von Bildern in der politischen Disziplin eine olympische Disziplin wäre, stünden die genannten Politiker auf den Medaillenplätzen 🙂