Führung und Beratung – das Tetralemma

​Führungsstärke scheint bei vielen Menschen – und auch bei Politikern – immer noch mit schnellen Entscheidungen gleichgesetzt zu werden: ‚Ja, so machen wir’s! Oder: ‚Nein, auf keinen Fall!‘ Transportiert werden soll: Ich habe keine Zweifel, muss nicht lange nachdenken, kann eine klare Position beziehen.

Vielleicht hat das bei Martin Schulz am vergangenen Montag auch eine Rolle gespielt, als er eine erneute Groko nach dem Scheitern von Jamaika kategorisch ausschloss und sich auf Neuwahlen fokussierte.

Beraterqualitäten sind es eher, Optionen offen zu halten und zu schauen, was sonst noch so geht. Ein Grundsatz dabei ist es auch, so zu entscheiden, dass sich daraus möglichst viele Optionen ergeben. Bevor man also eine Option ausschließt, werden erst einmal alle auf den Tisch gelegt: Groko, Kenia, Minderheiten-Tolerierung, Neuwahlen, u.a.

Und in diese Richtung scheint Martin Schulz sich ja nun auch zu bewegen. Da hat er in meinen Augen gute Berater gehabt.

Entscheidungstheoretisch drückt sich all das im Tetralemma aus. Die Kernaussage ist: Wir haben immer 4 Wahlmöglichkeiten: A oder B, A und B (Kompromiss) oder weder A noch B (eine oder mehrere Ideen, die bisher noch nicht verfolgt wurden).

Wann immer uns jemand einreden will, dass es nur 2 Möglichkeiten gibt, sollten wir sehr skeptisch werden.