Manchmal ist loslassen besser als festhalten Besondere Erlebnisse 2022: Workshop-Moderation

Der Mgt.-Direktor einer global handelnden Non-Profit-Organisation kommt auf mich zu, um einen mehrtägigen Strategie- und Budget-Workshop zu moderieren. Das für mich Besondere dabei: Die 6 Teilnehmenden kommen aus 4 Kontinenten, es verspricht eine spannende interkulturelle Begegnung zu werden. Obschon der Termin in meine Urlaubszeit fällt, nehme ich schließlich an.

Die Planung ist sehr anspruchsvoll, weil sich der Fokus des Auftraggebers mehrfach verschiebt. Schließlich einigen wir uns auf ein Vorgehen. Tag 1 verläuft nach Plan. An Tag 2 zeigt sich, dass der Plan nicht funktioniert, die Gruppe – samt Chef – will in eine andere Richtung. Ich lasse los, der Prozess geht selbst gesteuert weiter. Worum es geht, verstehe ich nicht mehr wirklich. Die Gruppe taucht tief in ihre Themen ein – und ist im Unterschied zu mir ganzjährig in der Arbeitssprache Englisch unterwegs. Im Grunde werde ich jetzt auch nicht mehr gebraucht. Ich achte nur noch darauf, dass jede/r der 6 Teilnehmenden seine/ihre Gedanken einbringt. Die Abschlussrunde fällt sehr kurz aus; es geht anschlusslos in ein Social-Event, an dem ich nicht teilnehme. Stattdessen fahre ich zum See und schwimme in der Abendsonne. Zweifel kommen auf: Hätte ich am Plan festhalten, stärker intervenieren und gegenüber dem Auftraggeber auf unsere Verabredungen pochen sollen? Ich beschließe, dem Prozess zu vertrauen, entwickle einen Verlaufsvorschlag für Tag 3 und genieße die Location hoch über dem See.

Am nächsten Morgen geht mein Verlaufsvorschlag glatt durch, der Tag entwickelt sich zum Highlight. Fasziniert beobachte ich den Umgang der verschiedenen Charaktere und Kulturen. Die Gruppe räumt offene Fragen ab, einigt sich auf das weitere Vorgehen, die Diskussion läuft kollegial und energievoll.

Zum Abschluss reflektieren wir den Prozess – und gehen happy auseinander. Welcher solcher Erlebnisse habe ich meinen Beruf gewählt.