Reframing

Liebe Leserinnen und Leser,

keiner möchte Konflikte haben und wer doch mit einem Konflikt konfrontiert ist, ist froh, ihn schnell wieder los zu werden. Und dennoch liefern uns die Medien permanent Konflikte, Krisen und Katastrophen ins Haus. Dabei sehen die Versuche zur Konflikt- und Problemlösung häufig hilflos aus. Starke Worte wechseln sich ab mit großen Gesten. Positionen, die nur schwer ohne Gesichtsverlust zu verlassen sind, werden vorschnell in Beton gegossen.

Dabei sind Konflikte immer auch eine Chance. Gelingt es, konstruktiv mit ihnen umzugehen und sie zu lösen, stellt sich nicht selten eine Zusammenarbeit auf höherem Niveau ein. Mein Kollege und Partner Peter Knapp hat dazu ganz aktuell das Buch ‚Konfliktlösungstools‘ herausgegeben. Darin stellen 45 Autoren 50 klärende und deeskalierende Methoden zur Konfliktlösungspraxis vor. Aus meiner Feder stammt der der Beitrag ‚Reframing: Die Wirklichkeit ist selbstgemacht!. Was es damit auf sich hat, lernen Sie weiter in diesem Infobrief in der Rubrik Management-Know-how kennen.

PS Auch das ist neu: Unter dem Label ‚kreggenfeld+knapp gbr‘ bieten wir ab Januar 2013 eine Trainer- und Moderatorenausbildung an, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alles lernen, was sie zum erfolgreichen Trainieren und Moderieren brauchen. Wir freuen uns auf Ihr Interesse!

Eine anregende Lektüre und frische Impulse wünscht Ihnen –
Ihr Udo Kreggenfeld

Dr. Udo Kreggenfeld – Direkt im Dialog
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Management Know-how: Reframing: Die Wirklichkeit ist selbst gemacht!

Reframing bedeutet: Ereignisse oder Verhaltensweisen in einen anderen Rahmen zu stellen. Es macht einen Unterschied, ob ich eine bestimmte Entwicklung (Eurokrise, demographische Entwicklung) als Krise oder als Chance bezeichne. Ist das Glas halbvoll, bin ich im Gewinnkontext. Energie und Ressourcen setzen sich frei, Probleme werden zu Herausforderungen und Lösungen greifbar. Ist das Glas halbleer, bin ich im Verlustkontext. Ängste, Sorgen und Nöte werden aktiviert, Besitzstandswahrung greift um sich. 

Der Kontext ist entscheidend. Nehmen Sie als Beispiel eine pedantische Ordnungsfokussierung. Wenn ein Familienmitglied sofort jeden Krümel sorgfältig weggewischt, jeden Stuhl exakt in Reih und Glied stellt, geht das den anderen zuhause vermutlich furchtbar auf die Nerven. Im beruflichen Kontext kann genau diese Ordnungsfokussierung die Grundlage für den Erfolg sein. Etwa wenn das Familienmitglied in der Buchhaltung und Steuerberatung tätig ist. Dort funktioniert ohne eine akribische Ordnung nämlich (fast) nichts.

Welchen Sinn hat das Verhalten? Vom Bedeutungs-Reframing sprechen wir wenn einem bestimmten Verhalten eine andere Bedeutung gegeben wird. Bleiben wir beim Beispiel der Ordnungsfokussierung. Darin zeigt sich einerseits die Fähigkeit zur strukturierten Ablage und andererseits die Faulheit, Dinge unnötig lange suchen zu müssen, weil man nicht weiß, wo sie sind. Alleine die Umdeutung weg von der pedantischen Ordnung hin zur strukturierten Ablage bewirkt, dass das Verhalten anders gesehen wird. Je nach Situation reicht des Bedeutungs- oder das Kontext-Refraiming, häufig machen beide auch gemeinsam Sinn.

Frischer Wind in festgefahrene Situationen. Der besondere Reiz des Reframings liegt für mich in der klaren Ressourcenorientierung. Auf der Basis von Wertschätzung und Akzeptanz kann der Blick vom halbleeren hin zum halbvollen Glas wandern.

Tipps und Tricks: Reframing in Action!

Es gibt Verhaltensweisen – bei sich selbst oder bei anderen – über die man sich immer wieder ärgert. Um das zu ändern, ist das Reframen bestens geeignet. Damit werden zunächst Interessen, Gefühle und Bedürfnisse herausgearbeitet. Sind diese erst einmal offensichtlich, lassen sich wesentlich leichter Handlungs- oder Lösungsmöglichkeiten für das als kritisch erlebte Verhalten entwickeln.

Wann steigt der Puls auf 180? Nehmen wir an, Sie reagieren in Konfliktsituationen schnell sehr aufbrausend und stoßen andere damit vor den Kopf. Sie haben das Gefühl, die Kontrolle über sich zu verlieren, was Ihnen im Nachhinein regelmäßig leid tut. Als Sie zuletzt mit einem Kollegen eine Präsentation vorbereiten sollten und er Ihnen sagte, dass er die Zuarbeit dazu noch nicht erledigt hat, ging Ihr Puls sofort auf 180. Als er dann sein Versäumnis mehr oder weniger als Lappalie abtat, haben Sie ihn als unkollegialen Schönwettermatrosen beschimpft, was auch andere gehört haben – und Ihnen nun leid tut.

Jede Medaille hat zwei Seiten. Worin aber könnten die positiven Aspekte Ihres Verhaltens liegen? Verwenden Sie das Kontext-Reframing: In Situationen, in denen sich keiner traut, einmal ein offenes Wort zu sagen oder in denen es betont rational, kognitiv und kontrolliert zugeht, kann es ausgesprochen hilfreich sein, wenn einer mal die Zügel locker lässt. Auch mit dem Bedeutungs-Reframing erfährt Ihr Verhalten einen sehr positiven Aspekt. Sie sind in der Lage, auch starke Gefühle auszuleben und scheuen sich nicht, auch heikle persönliche Themen direkt zu adressieren. Damit verschaffen Sie sich situativ Erleichterung. 

Freier Blick bei der Lösungssuche. Das Reframen hat die Sichtweise auf Ihr Verhalten geändert. Die dadurch bewirkte positivere Einstellung wird es Ihnen viel leichter machen, einen Weg zu finden, wie Sie Ihre berechtigten Anliegen in einer für Sie – und auch für den anderen – stimmigeren Art und Weise rüberbringen könnten.
Und auch, wenn es um eine Verhaltensweise geht, die Sie bei Ihrem Geschäftspartner, Mitarbeiter oder Kollegen erbost, werden Sie feststellen: Das Refraiming verändert die Sichtweise und befähigt Sie dazu mit offenen Fragen Lösungsmöglichkeiten für die strittigen Fragen zu erkunden – anstatt sich wie bisher einfach nur zu ärgern. 

Zum Nachdenken und Schmunzeln: Unvermeidbare chefdeutsche Sätze*

„Vielen Dank an das gesamte Team!“ 

„Wir stehen vor großen Herausforderungen.“ 

„Das ist eine klassische Win-Win-Situation.“ 

„Wir müssen das Rad nicht neu erfinden.“ 

„Für Sie ändert sich erst einmal überhaupt nichts.“ 

„Da müssen wir uns mal selber loben.“ 

„Bieten Sie mir mal was an.“ 

„Kommen Sie in der Sache noch mal auf mich zu.“ 

„Nicht reden – machen.“ 

„Das können Sie praktisch eins zu eins so übernehmen.“ 

„Wir wollen noch erfolgreicher werden.“ 

„Vielen Dank an dieser Stelle.“

*In Anlehnung an: Matthias Nölke: 111 unvermeidliche Sätze fürs Berufsleben, Freiburg 2012

Ihre Hinweise und Anregungen nehme ich gerne auf: info@kreggenfeld.de
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